Medieninformation

Reform der Bundesjugendspiele:

Nettekoven: „Die Entscheidung, den Bundesjugendspielen ihren traditionellen Wettkampfcharakter zu nehmen, halte ich sportpolitisch für grundfalsch.“

Mit Beginn des Schuljahrs 2023/2024 werden die Bundesjugendspiele in der Grundschule nicht mehr als leistungsorientierter Wettkampf, sondern als bewegungsorientierter Wettbewerb stattfinden. Damit wird ein entsprechender Beschluss des Ausschusses für die Bundesjugendspiele und die Kommission Sport (Spoko) der Kultusministerkonferenz (KMK) von 2021 umgesetzt. Dazu erklärt der CDU-Landtagsabgeordnete für Remscheid und Radevormwald Jens-Peter Nettekoven:

„Die Entscheidung, den Bundesjugendspielen ihren traditionellen Wettkampfcharakter zu nehmen, halte ich sportpolitisch für grundfalsch. Gerade in einer Zeit, in der viel über den höchst besorgniserregenden Bewegungsmangel bei Kindern diskutiert wird, setzt diese Relativierung das völlig falsche Signal. Das sich Miteinandermessen ist ein Wesensbestandteil des Sports. Wenn dieser Gedanke jetzt aus einem falschverstandenen Schutzdenken in den Hintergrund gedrängt wird, entfallen auch die positiven Leistungsanreize. So versagt man unseren Kindern die bestärkende Erfahrung, dass sich durch Fleiß die eigene Leistungsfähigkeit erkennbar steigern lässt.

Auch aus pädagogischer Sicht erscheint mir die Entscheidung zumindest zweifelhaft, wenn nicht sogar lebensfremd. Wir können doch nicht allen Ernstes versuchen, unsere Kinder in allen Bereichen vor Enttäuschungen schützen zu wollen. Im Gegenteil sollten wir unseren Kindern weiterhin vermitteln, wie sie mit Enttäuschungen, die sie Zeit ihres Lebens begleiten werden, umgehen lernen. Natürlich werden bei Wettkämpfen wie den Bundesjugendspielen Leistungsunterschiede sichtbar. Und natürlich kann das bei dem einen oder anderen Kind auch für Enttäuschung sorgen. Entscheidend ist doch, dass unsere Kinder die eigene Leistung richtig einschätzen lernen. Dazu gehört es, einerseits selbstkritisch zu hinterfragen, ob man die eigene Leistungsfähigkeit wirklich ausgeschöpft hat, und andererseits aber auch bessere Leistungen anderer zu akzeptieren. Das sind elementare Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung, die gerade der Sport unseren Kindern vermitteln kann.

Unbestreitbar unterliegen auch die Bundesjugendspiele dem gesellschaftspolitischen Diskurs. Eine zeitgemäße Anpassung der Durchführungsformen stelle ich auch nicht in Abrede. Aber diese Reform stellt den Kern der Bundesjugendspiele in Frage. In der Diskussion um die Sinnhaftigkeit der Bundesjugendspiele erwecken ihre Kritiker den Eindruck, als seien diese mehrheitlich ein Quell der Frustration für Generationen von Schülerinnen und Schülern. Mit keinem Wort erwähnt wird der Wettkampfeifer und die Freude über das Erreichte, mit der sich die Mehrheit der sportlichen Herausforderung stellt. Denn in Wirklichkeit ist es doch so, dass deutlich mehr Ehren- und Siegerurkunden als Teilnehmerurkunden ausgestellt werden. Aber im Sinne der wohlmeinenden Egalisierung potenziell stigmatisierender Leistungsunterschiede wird die sportliche Entwertung des Bundesjugendspiele als das vermeintlich kleinere Übel in Kauf genommen. Wir schütten also lieber das Kind mit dem Bade aus, anstatt im Einzelfall schützend und unterstützend einzuschreiten, wenn leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler gemobbt werden und sportliche Platzierungen als Richtschnur für soziale Rangfolge missbraucht zu werden drohen.“