Personal der Kreispolizeibehörden wird im Bereich mindestens verdoppelt

Nach dem Missbrauchsfall von Lügde zieht die Polizei in Nordrhein-Westfalen Konsequenzen: Die landesweit 47 Kreispolizeibehörden seien aufgefordert worden, ihr Personal in dem Bereich mindestens zu verdoppeln, äußerte sich CDU-Innenminister Herbert Reul gestern in Düsseldorf. „Kinderpornografie ist zu einem Massenphänomen geworden“, so der Minister des Inneren. Daher werden die Aufbereitung und Auswertung von Daten bis Ende 2020 im Landeskriminalamt zentralisiert.

„Der Ring um den Kindesmissbrauch und Kinderpornografie muss systematisch zerschlagen werden. Daher zieht die nordrhein-westfälische Polizei die richtigen Konsequenzen, indem Sie die Personalstellen in der Sachbearbeitung dieser Fälle expandiert“, so der Landtagsabgeordnete für die Wahlkreise Remscheid und Radevormwald, Jens-Peter Nettekoven. „Wie wichtig der Schutz unserer Kinder und Jugendlichen ist, wurde mir vor allem während meiner intensiven Arbeit mit der Ärztlichen Kinderschutzambulanz Bergisch Land in Remscheid deutlich. Der Schutz der Jüngsten und Verwundbarsten unserer Gesellschaft sollte immer an erster Stelle stehen – damit wir konsequent Gefahren von körperlicher Misshandlung, Vernachlässigung und sexueller Gewalt vermeiden.“

Insgesamt 1667 Verfahren wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs oder der Kinderpornografie sind bei den NRW-Behörden anhängig. Davon sind laut einer Bestandsaufnahme des Innenministeriums lediglich 228 Verfahren in der Auswertung. 557 Durchsuchungsbeschlüsse warten bereits auf ihre Vollstreckung. „Die Behörden schaffen es nicht, den riesigen Daten Herr zu werden“, räumt Innenminister Reul ein. Dies sei aber kein Vorwurf an die Polizisten. Als Konsequent sind die Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen angewiesen, Stellen in diesem Bereich umzuschichten. Derzeit gebe es lediglich 105 Stellen in der Sachbearbeitung dieser Fälle.

Über Jahre hinweg wurden auf einem Campingplatz in Lügde mehr als 40 Kinder sexuell missbraucht. Drei Männer müssen sich ab Ende Juni vor Gericht verantworten. Die Polizei stand bei dem Fall Lügde vor deutlicher Kritik: Über 150 Datenträger, die als Beweismaterial dienten, waren aus einem Polizeiraum verschwunden.